Die Pille in die Katze - die wecken den Tiger in ihr

Jeder Katzenhalter kommt früher oder später in die missliche Lage, seinem Stubentiger Medikamente verabreichen zu müssen. Ob dies nun Routinesachen, wie beispielsweise eine Wurmkur, oder auch Behandlungen im Krankheitsfall sind: jeder Katzenfreund weiß seine eigenen Storys rund um die Medikamentengabe zu berichten. Denn Katze ist nicht gleich Katze....

Während die eine Mietz mit stoischer Gelassenheit Alles hinnimmt, reagiert die andere wie ein wütender Löwe darauf. Nicht selten tragen die leidgeprüften Katzenhalter Blessuren der unterschiedlichsten Couleur aus einem Kampf um die Medikamente davon.

Um diese zu minimieren und auch die unangenehme Situation für die Katze etwas zu entspannen, möchte ich Ihnen ein paar Tipps mit auf den Weg geben.

 

  1. Der Trick mit dem Leckerli

    Die meisten Katzen haben ihr ganz persönliches Super- Leckerli, welchem sie nicht widerstehen können. Bei dem einen Stubentiger ist es Leberwurst, beim anderen Thunfisch, beim nächsten wiederum die von vielen Herstellern angebotenen Kaustangen. In der Regel kennen Katzenhalter die Vorlieben ihrer Stubentiger sehr gut und können sich dies zu nutzen machen.

    So lassen sich viele Katzen überlisten, indem man die Tablette in Leberwurst- oder Thunfischbällchen verwandelt. Oder man steckt die Tablette (zur Not geviertelt) in ein Stück Kaustange und bietet es an. Der Vorteil bei dieser Methode ist es, dass der sensible Geruchssinn der Katze überlistet wird und sie vollkommen relaxed ihre Medikamente einnimmt. Der Fantasie der Halter sind hierbei ebenfalls keine Grenzen gesetzt. Probieren Sie es doch auch einmal mit gekochtem Hühnchen, Kochschinken, Banane, Käse usw.

    Meine eigenen Katzen überliste ich zum Beispiel immer, indem ich die Tabletten in gekochten Hähnchenherzen verstecke.

     

    Bei manchen Katzen funktioniert diese Methode allerdings nicht. Sie fressen das Superleckerli rundum weg und lassen die Tablette daneben liegen. Katzen sind halt anders und jede ist individuell.

     

  2. Die direkte Eingabe ins Mäulchen

    Ob Salbe oder Tablette, viele Katzen lassen sich Medikamente bei überstrecktem Kopf direkt ins Mäulchen eingeben. Durch anschließendes Reiben des Halses schlucken sie die Medikamente recht problemlos. Dies klingt in der Theorie recht einfach, ist aber bei vehementen Verweigerern ein Balanceakt und kann schnell in Streß beim Tier umschlagen. Bei einer Dauermedikation kann dies zum Dauerstress mit entsprechenden Symptomen führen. Ebenso besteht insbesondere bei Welpen und Senioren eine erhöhte Aspiration.

    Es ist also individuell abzuwägen, ob es für das einzelne Tier eine Möglichkeit ist, die vertretbar ist. Viele Katzen nehmen dies gelassen hin, aber halt nicht alle.

     

    Ein kleiner Tipp hierbei am Rande: Tabletten bei dieser Methode bitte vor Eingabe ganz kurz unter Wasser halten. Jeder kann sich vorstellen, wie unangenehm es ist, wenn die trockene Tablette am Gaumen klebt und nicht runterrutschen will. Nicht anders geht es der Katze...

     

    Eine weitere Möglichkeit der direkten Eingabe von Medikamenten ist das Eingeben mittels Spritze. Hierzu zerkleinert man die Tabletten soweit, dass man sie in eine Spritze (ohne Kanüle) umfüllen kann. Mit ein wenig Wasser aufgezogen, ergibt sich eine Lösung, welche direkt ins Mäulchen gespritzt wird.

    Natürlich ist es eine Möglichkeit, um den Wirkstoff in die Katze zu bekommen. Und wenn nicht anders möglich, ist es besser wie gar nicht. Aber die wenigsten Katzen finden das nicht „lustig“. Hierbei muss auch darauf hingewiesen werden, dass ein starkes Speicheln über teils 30 Minuten nach Eingabe vollkommen normal ist.

     

  3. Das Futter als Versteck

    Die wahrscheinlich einfachste Methode, sowohl wie für Katze als auch für Dosenöffner, ist die Verabreichung von zermörserten Medikamenten (oder Salben) übers gewohnte Nassfutter. Dies funktioniert besonders gut bei Katzen, die feste Fütterungszeiten gewohnt sind und nicht kontinuierlich Nassfutter zur Verfügung haben. Denn in der Regel haben sie Kohldampf und freuen sich auf ihre Mahlzeit. Man sollte jedoch darauf achten, dass man zuerst nur eine sehr kleine Menge (etwa einen Esslöffel voll) zusammen mit den Medikamenten vermischt anbietet. Es bringt natürlich nichts, wenn man den Napf vollpackt und die Mietz nach der Hälfte keinen Hunger mehr hat. In diesem Fall würde nicht die komplette Dosis des Medikaments aufgenommen werden, was nicht Sinn der Sache ist. Nachfüttern kann man immer noch...

 

Bei manchen Katzen muss man etwas erfinderischer werden, wenn das gewohnte Nassfutter nicht ausreicht,    um die Medikamente in sie rein zu bekommen. Katzen sind hochsensible Tiere und riechen zum Teil schon, dass am Nassfutter etwas „anders“ ist. Bei besonders bitteren Medikamenten merken sie es aber auch spätestens nach dem ersten Bissen. Meine Erfahrungen zeigen, dass besonders wild geborene Katzen, welche ohne Menschenbezug aufwuchsen, sehr sensibel für Medikamente im Futter sind.

Für den Geruch gibt es ein recht simples Mittel. Man nehme das Lieblingsnassfutter und erhitze es im Napf (ohne Medikamente) ganz kurz in der Mikrowelle. 15- 30 Sekunden reichen dabei vollkommen aus, um die Aromen zu verstärken und das Futter attraktiver zu machen. Erst danach mischt man die Medikamente unter und bietet es dem Stubentiger an.

Sehr beliebt bei wählerischen Stubentigern ist auch eine Mischung aus Sahne oder körnigem Frischkäse, Honig oder Zucker und einem stark duftenden Träger (Thunfisch, Leberwurst etc.) Auch wenn Zucker überhaupt nichts im Katzenfutter zu suchen hat, übertüncht es doch bei der Medikamentengabe den oft bitteren Eigengeschmack. Bei vielen Katzen erreicht man dies auch schon mit einem kleinen Stück Banane anstatt Zucker.

  1. Specials

    Es gibt je nach Medikament bzw. Applikationsart besondere Dinge, die zu beachten sind. Abschließend aufführen kann ich sie an dieser Stelle sicher nicht, jedoch einen Ansatz geben.

     

    Bei Salben und Emulsionen, welche oral aufgenommen werden sollen, kann man es sich beispielsweise zu nutzen machen, dass Katzen so super reinliche Tiere sind. Eine Paste auf die Pfötchen geschmiert wird in der Regel sehr sauber abgeschleckt. Dies funktioniert bei den meisten Mietzen, aber nicht bei allen. Besonders bei langhaarigen Katzen sollte man darauf achten, dass keine Rückstände bleiben und eventuell das Fell dadurch verklumpt.

     

    Bei Augentropfen und -salben geben viele Halter das Medikament leider im guten Glauben direkt auf das Auge oder reiben es gar mit dem Finger ein. Dies ist für das Tier mehr wie unangenehm und unter Umständen schmerzhaft. Ebenso kann es zu Läsionen der Hornhaut mit teils schwerwiegenden Folgen kommen. Daher werden Augentropen und -salben bitte immer nur in den Bindehautsack eingegeben. Dazu ziehen sie das Unterlid der Katze etwas nach vorne bzw. legen den Daumen am Unterlid an und schieben ihn nach unten. Dort hinein werden die Medikamente gegeben, ohne dass sie das Auge direkt berühren. Die Anatomie sorgt dann ganz allein dafür, dass sich das Medikament verteilt.

     

    Wenn Sie bereits Erfahrungen mit der Medikamenteneingabe bei Ihrer Katze haben und dabei Schwierigkeiten festgestellt haben, dann sprechen Sie dies offen bei Ihrem Tierarzt an. Niemand reißt Ihnen den Kopf ab, wenn Sie sagen, dass es nicht funktioniert. Wichtig ist, dass das Medikament in die Katze kommt. Oftmals gibt es ambivalente Applikationsarten, die man finden kann. Zum Beispiel können einige Antibiotika mittels einer Langzeitspritze die orale Einnahme ersetzen. Oder statt der Wurmtablette gibt es Spot- Ons, die nur auf geträufelt werden. Aber wie fast immer im Leben: es kann nur sprechenden Menschen geholfen werden.

     

    Ein weiterer Punkt sind für mich manche handelsübliche Sprays. Ich werde oft auf Antiparasitika angesprochen, die per Spraydose auf die Katze aufgetragen werden sollen. Mir sträuben sich dabei die Haare. Haben Sie schon mal versucht ein Spray auf eine Katze zu bringen? Die zeigt Ihnen dabei in der Regel ganz gepflegt die Mittelkralle. Bitte nehmen Sie Antiparasitika zum Aufträufeln im Nacken (Spot- Ons). Dies ist mehr wie ausreichend und am schonendsten für die Mietz. Bitte aber niemals Halsbänder, weder bei Wohnungs- noch bei Freigängerkatzen verwenden! Diese sind selbst mit „Rescue- Verschluß“ oder sonst was lebensgefährlich!

    Bei tragenden, laktierenden oder genesenden Tieren ist ein Spot- On nicht möglich. In diesem Fall verwende ich ein Pumpspray (gibt es von mehreren namhaften Herstellern) und gebe es zunächst in meine Hände. Damit wird die Katze dann eingerieben. Hat keine vorbeugende, dennoch eine sofortige Wirkung gegen die gängigsten Ektoparasiten.

Man kann das Thema Katze und Medikamente sicher nicht in einem absoluten Text abhandeln. Katzen sind Individualisten und jede Samptpfote ist anders. Von Seiten des Halters ist es aber wichtig, dass er auf sein Tier im Speziellen eingeht, denn eine Wunderformel gibt es nicht. Hier hat jeder seine eigenen Erfahrungen und speziellen Mittelchen, um seiner Mietz Medikamente einzugeben.

Der hier gegebene Anstoß soll ein Beispiel sein, welcher sicher mit der Zeit wächst und um andere Erfahrungen bereichert wird. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie die hier gegebenen Empfehlungen und Ratschläge mit Kritik oder eigenen Ideen erweitern. Schreiben Sie mir und wir machen die Sache nach und nach rund. Es hilft Katzenhaltern, die neu in eine solche Lage kommen und Hilfe brauchen. Da ist es doch schön, wenn sie Tipps von „alten Hasen“ bekommen.

Liebe Grüße,

Silvio Fuchs

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© Silvio Fuchs , Flyer „Die Pille in die Katze – die wecken den Tiger in ihr“, 23.05.2011
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